Mittwoch, 28. Juli 2010

Ein Skulpturenpark für den Westfalentower






















Pressemitteilung vom 07.07.10

Im Wintersemester 2009/2010 arbeiteten Kunststudierende der TU Dortmund bei Prof. Ursula Bertram, Fachbereich Plastik und Interdisziplinäres Arbeiten und Leiterin des Modellprojekts „IDfactory“, zum Thema Kunst am Bau. Das Objekt des Seminars und zugleich künstlerischen Wettbewerbs „Ideen für ein Haus“ war die Architektur und das Konzept des Westfalentowers an der B1, der neuen Landmarke Dortmunds. Der Projektentwickler KPE Wiesbaden und der Investor Credit Suisse lobten insgesamt 120.000 Euro zur Realisierung der besten Arbeiten für einen Skulpturenpark aus.

Kunst in öffentlichen Raum erfordert komplexe Überlegungen zum Ort, seiner Umgebung, den Eigenschaften von Materialien, der Einhaltung des Budgets und der Standsicherheit bei gleichzeitiger künstlerischer Präsenz einer authentischen Idee. Ein ebenso wichtiger Prüfstein war zuletzt die gewinnende Präsentation des Entwurfs und die überzeugende Vermittlung des Konzepts einer Jury aus Persönlichkeiten der KPE Wiesbaden, der Credit Suisse, dem Stadtplanungsamt Dortmund und der TU Dortmund. Die Studierenden hatten sich in einer dreimonatigen Annäherung dieser komplexen Aufgabe gestellt und präsentierten Ende Januar in einer Ausstellung insgesamt 18 Entwürfe für das 18stöckige Gebäude. Die Jury wählte schließlich die besten 6 Entwürfe zur Realisation aus.

Bereits seit Ende Mai sind die Arbeiten von Christine Böse, Katrin Eßer, Lisa Karnagel, Nora Kühnen, Alischa Leutner und Lena Schmidt fertiggestellt und machen die Vorbeifahrenden an der Kreuzung Westfalendamm und Semerteichstraße neugierig auf den neuen Gebäudekomplex. Die Umsetzung der Entwürfe in den letzten Monaten, die teilweise sehr aufwendige Produktion und die Herausforderungen der Aufstellung der großen Stahl- und Holzobjekte, hat der künstlerische Nachwuchs der TU Dortmund bravourös gemeistert. Entstanden ist ein Skulpturenpark rund um den Tower, ein kreativer Rahmen, der in das bald fertiggestellte Tor zum Osten der Stadt einlädt, den neuen Besucher Dortmunds aus dem Osten begrüßt und den Weiterfahrenden aus dem Westen verabschiedet.

Direkt an der Straßenecke stellt Christine Böse in ihrer Stahlplastik „Attitude“ den Menschen in den Mittelpunkt. Drei große Schattenriss-Figuren stehen in ihrer aktiven Bewegung für Energie und Erfolg als innere Geisteshaltung. „Das Ganze ist mehr als die Summe aller Teile.“ Die drei Individuen agieren synergetisch miteinander und symbolisieren Transparenz und Offenheit als Leitbild des Westfalentowers.

Im Innenhof überzeugt Katrin Eßer mit Witz und einem intelligenten, klaren Konzept mit der Arbeit „Wir wandern hin und her“. Die Objekte sind Spazierstöcke aus Metall in unterschiedlichster Größe bis zu 3 Metern. Sie selbst sind in Bewegung, laden ein, Ziele zu erreichen, aufeinander zuzugehen, anzukommen und wegzugehen. Der Tower ist ein Gebäude durch das Bewegung fließt. Katrin Eßers Projekt setzte dies nach Meinung der Jury hervorragend visuell um.

Lisa Karnagel präsentiert an der Seite zum Westfalendamm ihre Arbeit „Nest“, die den Untertitel „Nice to be home“ trägt. Das überdimensionale Nest aus Eichenholz, das den Besucher begrüßt, steht für Geborgenheit und Zuhause, für die Ankommenden und auch für diejenigen, die tagtäglich den Westfalentower und ihr Büro betreten werden.

Nora Kühnens Werk „Gedankenfülle“, einer konischen Plastik, deren zartes Metallnetz die Gedanken des Betrachters führen sollen, steht ebenfalls im Innenhof. Es bietet dem Betrachter gleichsam einen sensiblen Kanal für seine Gedanken. Vielleicht lenkt der Denker seinen Geist auch in die Mitte hinein und konzentriert ihn auf einen Punkt. Das Objekt in Edelstahl steht mit seiner Leichtigkeit im wunderbaren Kontrast zum stringenten Gebäude.

Für Alischa Leutner sind die Begriffe Vision, Strategie, Strömung, Risiko und Leidenschaft die Sinnbilder des neuen Westfalentower. Mit ihrem Faltboot aus Stahl (ebenfalls an der Seite zum Westfalendamm) setzt sie ein Zeichen für unternehmerisches Navigieren, effizientes Steuern und Lust auf Abenteuer und „Dahingleiten“. Die Jury sah in ihrem „Papierfaltboot“ mit eingravierten Texten zum Tangotanz eine wunderbare Balance zwischen Leidenschaft und Strategie.

Lena Schmidt überzeugt an der Seite zur Semerteichstraße mit ihrem „Fallschirm“ in vielerlei Hinsicht. Die Poesie des Werkes, ein Fallschirm der einerseits landet und andererseits im Aufsteigen begriffen ist, weckt in dem Betrachter positive Assoziationen und Emotionen wie Freiheit, Fliegen, Abheben, aber auch Erden. Als Kontrast zur Ruhelosigkeit der B1 setzt sie ein Objekt, dass Himmel und Erde verbindet und somit einen Moment der Ruhe kreiert.